Dienstag, 23. Dezember 2008

Moderne Zeiten

werden anbrechen im Hause Ritterstern!

Da waren wir doch gestern einkaufen. Diverse Dinge fehlten noch für das Weihnachtsessen. Diverse (so gut wie alle) Weihnachtsgeschenke fehlten (fehlen) ebenfalls noch.
Voller Elan stürmten also Herr und Frau Ritterstern auf den Parkplatz eines großen Supermarktes, ergatterten freudestrahlend den letzten Parkplatz und den vorletzen Einkaufswagen und stürzten sich ins Getümmel.
Und Getümmel war! Hektische Senioren, kreischende Kinder, amoklaufende Hausfrauen und hilflos durch die Gänge irrende Männer mit langen Einkaufslisten lieferten sich wilde Gefechte am Gemüsestand, prügelten sich um den letzten Marzipanstollen und verstopften sämtliche Gänge mit ihren Einkaufswagen.
Herr und Frau Ritterstern wurden von der wogenden Menge durch die Gänge gespült, grapschten im vorbeidriften schnell einen Salatkopf (für 1,69 Euro!!!!!) und zwei Paprikaschoten in der Gemüseabteilung und dümpelten dann eine Weile in dem etwas ruhigeren Gewässer vor dem Essig- und Ölregal herum. (und mussten leider feststellen, das es dieses Jahr keinen Walnuss-Essig mehr gibt. Der ist eigentlich eine dringend notwendige Zutat in Herrn Rittersterns berühmten Rindfleischsalat. Weißer Balsamico-Essig in allen Varianten und Preisklassen, Holunderblüten-Essig, Bärlauch-Essig und noch so verschiedene Sorten gab es massenhaft. Nur eben leider keinen Walnuss-Essig).

Leicht enttäuscht stürzten sich die beiden daraufhin todesmutig wieder in den Hauptsrom marodierender Kauflustiger. Und stellten in der Milchprodukte-Abteilung fest, das sie ja noch eine schöne Kerze für die nette Nachbarin der Schwiegereltern kaufen wollten. Schöne Kerzen gibt es in der Weihnachtsabteilung. Die ist gegenüber der Gemüseabteilung. Die Gemüseabteilung ist direkt hinter dem Eingang. Dagegen befindet sich die Milchprodukte-Abteilung am anderen Ende des Kaufhauses. Das bedeutete, das sich Herr und Frau Ritterstern gegen den Strom der Kaufwütigen in die Weihnachtsabteilung (kurz hinter dem Eingang) vorkämpfen mussten. Um ein wenig zu verschnaufen (und die von den entgegenkommenden Einkaufswagen-Terroristen blutig geschlagenen Schienbeine notdürftig zu versorgen) bogen sie in einen unscheinbaren (und erstaunlicherweise nahezu menschenleeren!) Seitengang ab, stellten fest, das es die tollen Weingläser (von denen im Hause Ritterstern leider schon drei den Weg allen Vergänglichen gegangen waren) nicht mehr gibt, drehten sich um um sich wieder auf den Weg zu ihrem Ziel (die Weihnachtsabteilung mit den Kerzen) zu machen und standen vor dem Regal mit den Bratpfannen.
"Guck ma", sprach Herr Ritterstern. "Welche nehmen wir denn?"
Bratpfannen! Zu Weihnachten? In Zeiten chronischer Geldknappheit? Brauchen wir denn eine?
Bratpfannen! Mensch... Wie Schuppen rieselte es aus Frau Rittersterns Haaren (äh... fiel von den Augen). Die Bratpfanne im Hause Ritterstern ist schon recht verbeult und wird auf dem Ceran-Herd nicht mehr richtig warm. Eben wegen der Beulen und Wölbungen im Pfannenboden.
"Ähm" sprach Frau Ritterstern. Umständehalber (weil Weihnachten ist. Und weil Sylvester Frau Rittersterns Arbeitsvertrag endet) ist grad die Haushaltskasse recht leer.
Nach langem begucken der Ware, abwägen der Vor- und Nachteile, sorgfältigem Prüfen des Preis-Leistungsverhältnisses, entschieden sich Herr und Frau Ritterstern dann für eine moderne Email-Pfanne für 22,95 Euro.




Wow, so etwas Feines! Ein Multi-Funktions-Gerät!! Ein Gerät, das die unzähligen e-mails beantwortet und verwaltet, nachdem es das Steak gebraten hat! Sensationell! Moderne Zeiten werden anbrechen im Hause Ritterstern.



Während Frau Ritterstern nach dem Abwasch gemütlich strickend auf dem Sofa sitzen wird, wird die Email-Pfanne am Computer sitzen und den netten Herrschaften, die immer so nette e-mails schreiben, mitteilen, das Frau Ritterstern a.) nicht an blauen Wunderpillen interessiert ist, b.) Frau Ritterstern auch keinen Bedarf an der Verlängerung nicht vorhandener Körperteile hat (und Herr Ritterstern das nicht nötig hat), und sie c.) weder Geld zu spenden noch auszugeben gedenkt für zweifelhafte in Not geratene Notleidende. (also, nur damit keine Missverständnisse entstehen: ich bin durchaus bereit -und tue dies auch von Zeit zu Zeit- für Notleidende Geld zu spenden. Nur gebe ich mein Geld an seriöse und vertrauenerweckende Organisationen. Und nicht an einen Herrn Abu-Dings-ich-bin-ganz-arm, der seltsame Bettelbriefe schreibt)
Was wird das Leben schön und gemütlich werden im Hause Ritterstern!

Der Rest des Einkaufes war dann schnell über die Bühne gebracht. Sahne, Majonäse und Knabberzeugs wanderten zügig in den Einkaufswagen, die Schlange an der Kasse war erfreulich kurz, der zu zahlende Betrag hielt sich auch noch im Rahmen, und so zogen Herr und Frau Ritterstern glücklich mit ihrer Email-Pfanne (allerdings leider ohne Weihnachtsgeschenke für zu beschenkende Familienmitglieder) von dannen.

Zu Hause beschlossen Herr und Frau Ritterstern dann, der zu bewichtelnden Geschwisterfamilie einen großen Wellness- und Badezutaten-Korb zu schenken. Und so stand Frau Ritterstern den restlichen Nachmittag in der Küche, rührte Bademilchpulver und Badebomben, nähte Heublumenbademilchleinensäckchen und packte Seifen ein.

Alles in allem ein sehr netter, erfolgreicher Einkaufstag!

Nur fehlen noch immer ein paar Weihnachtsgeschenke. Aber zum Glück hat ja Frau Ritterstern ihre Schatzkiste, prall gefüllt mit herrlichen warmen Socken, praktischen TaTüTa's, Kräutersalzes und Kräuteröls und noch so verschiedenen Schätzen.

1 Kommentar:

Yogini hat gesagt…

Liebe Emailpfanne!
Teil doch bitte deiner Chefin mit, dass sie ganz herrliche Geschichten schreiben kann. ;-) Frohe Weihnachten wünscht Yogini