Freitag, 30. Dezember 2011

jedesmal stirbt man ein Stückchen mit

Hier ist es im Moment ziemlich ruhig.
Und ich mochte auch keine "frohen Weihnachten" wünschen.
Dafür gab/gibt es einige Gründe, die ich hier aber nicht weiter breittreten möchte.

Nur ein Grund von vielen:
Seit Mitte Dezember haben wir einen neuen Bewohner.
In der Pflegeoase.
Ist noch jung, erst 51.
Er stirbt gerade.
An einem Hirntumor.
Hinterläßt Frau und zwei Kinder im Teeniealter. Und seine Nichte, die bei uns im Heim arbeitet und eine ganz liebe Kollegin ist.
Er kämpft seit Tagen gegen den Tod. Die Schlechtmeldung ging schon am Montag raus.
Jedesmal, wenn ich an seinem Bett stehe, sehe ich Mama in ihren letzten Tagen vor mir. Die Bilder sind so gleich.
Er kann noch nicht gehen, irgendwas hält ihn noch zurück.
Es ist so verdammt hart, Jemandem beim Sterben zuzusehen. Klar, das gehört zum Job. Bei alten Menschen ist es auch irgendwie in Ordnung. Das ist der Lauf der Dinge.
Aber er ist noch viel zu jung dafür. Kräftiger, durchtrainierter Mann, braungebrannt, Sportler.

Und jedesmal stirbt man ein bisschen mit. Ich kann das auch nicht verdrängen oder ausblenden. Jetzt hab ich drei Tage frei und frag mich die ganze Zeit, ob er es jetzt endlich geschafft hat...


Dann gibt es noch einen neuen Bewohner. Bei den Alkis. Sorry, darf ich ja nicht sagen. Die Chefs reden da gern von "Menschen mit Suchtproblematik" oder "Substanz-Abusus".
Der Typ ist 39 und hat sich das Hirn weggesoffen.
Sorry. Da finde ich keine schönen Worte und schmeichelnde Umschreibungen.
Nun, vielleicht darf ich nicht urteilen oder verurteilen, ich kenne seine Geschichte nicht und weiß nicht, wie er zum Alki wurde.
Aber wenn ich dann so diese Wiedersprüche sehe.... der hat sein Leben weggeworfen und ist jetzt für den Rest seines eventuell noch langen Lebens ein Pflegefall, der andere hat  gesund gelebt und liegt im Sterben.

Das Leben ist unfair...

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ja, das Leben ist unfair! Ihr Bericht hat mich sehr berührt, denn auch ich bin zu der Erkenntnis gekommen, daß das Leben bzw. das Schicksal oft unfair ist. Und das Schlimmste ist, daß wir es hinnehmen müssen, so oder so... Ich wünsche Ihnen Kraft! Und alles Gute für 2012!
Ganz liebe Grüße,
Dorothee