"Zurück zur Natur!" dachte sich Frau Ritterstern und beschloss, sich die Haare wieder -so wie früher- mit Henna zu färben. Weil nämlich Frau Rittersterns Haare wegen zu viel Stress, zu viel krank und zu viel Chemie derzeit ziemlich fiddelig sind.
Das Färben mit Henna hat so seine Tücken. Der angerührte Brei sieht aus, wie von der Wiese gekratzt. Genauergesagt, von der Wiese, wo grad ne Kuh das Ergebnis ihres Widerkäeuens verloren hat. Vom Geruch rede ich gar nicht erst...
Den Pamps so einigermassen gleichmäßig und ohne größere Sauerei auf dem Kopf (und möglichst nur dort! Und nicht im Gesicht, auf den Klamotten und im restlichen Bad!!!) zu verteilen ist auch so eine Sache.
Zu letzt hatte sich Frau Ritterstern die Haare zu Zeiten der Fachoberschule mit Henna gefärbt. Das ist jetzt locker 17 Jahre her. Ausserdem fanden zu der Zeit Henna-Partys mit der verrückten Klassenkammerdin statt, da haben wir uns gegenseitig mit
Kuhfladen dem Henna-Pamps beschmiert. War lustig. Weil von dem Rotwein, der zur Intensitätssteigerung der Farbe dem Pamps beigefügt wurde, meist noch genug zur Verkostung blieb.
Nun gut. Frau Ritterstern ist also etwas aus der Übung.
(Hatte ich eigentlich mal erwähnt, das man mit Henna auch Wolle, Klamotten und Haut färben kann? Man denke nur an die im Orient so beliebten Henna-Tattoos...)
Frau Ritterstern hat also jetzt rote Ohren.
Zu erwähnen bleibt auch, das das Färben mit Henna recht zeitaufwändig ist. Man pampst sich den Kopf ein, wickelt ein Handtuch und ein Kopftuch fest um den Kopf, und wartet, bis das ganze dann getrocknet ist. Dauert so ca. 1-2 Stunden.
In der Zeit, in der man mit dickem Turban durch die Gegend wandelt, kann man was anderes machen. Lesen, zum Beispiel.
Zumindest hatte Frau Ritterstern das vor.
Kurz nachdem sie sich also einen kunstvollen Turban um das Haupt gewickelt hatte, fiel ihr das laute Blöken der Schafe auf. Ein Blick aus dem Fenster offenbarte das Drama: der kleine Bock war schon wieder mal ausgebüxt. (Zum zweiten Mal in dieser Woche! Da muss sie sich auch noch bei Herrn Ritterstern beschweren, der noch zur Musikschulfreizeit weilt und wegen ungünstig über einen Hügel gespanntem und durchhängenden Elektrozaun für den ersten Ausbruch verantwortlich war. Nachdem Frau Ritterstern Montag Nachmittag von der Schule kam und schwungvoll in den Hof einbiegen wollte, wurde sie nicht nur von dieversen Katzen, sondern auch von einem sehr zufrieden dreinschauenden Schafbock begrüßt.)
Gut, also leicht bibbernd (weil wegen Rund-um-Farbpanscherei mit
Kuhfladen Pamps) nur im dünnen uralten langärmligen T-Shirt, dafür aber mit dekorativem Turban, unter dem noch dekorativer diverse Wattebüschel, mit denen Frau Ritterstern ihre Ohren vor runterlaufendem
Kuhfladen Pamps schüzten wollte, tobte Frau Ritterstern über den Hof, lockte das Böckchen wieder ins Gehege und steckte den Elektrozaun (der leider schon wieder nur noch wenig Elektro enthält. Die Batterie ist eben auch nicht mehr die neuste) wieder fest.
Die Eile war gut, denn grad war Frau Ritterstern wieder auf dem Weg Richtung Haus, kamen diverse Spaziergänger am Rittergut vorbei. Bleibt zu hoffen, das Frau Ritterstern unbemerkt ins Haus zurückschlüpfen konnte.
Grad hatte es sich Frau Ritterstern in der Küche mit ihrem Buch gemütlich gemacht, als laute Würgegeräusche aus dem Wohnzimmer drangen.
Weil sowieso schon alles zu spät war, schnappte sich Frau Ritterstern ihre Digicam für Beweisfotos. Nur, damit die werte Leserschaft wenigstens einen optischen Eindruck von der Katastrophe erhält. Seid froh, das weder Geräusch noch Geruch für die Nachwelt überliefert wurden!!!
Und ja, es ist fies, so eklige Bilder hier zu zeigen!!! Aber Frau Ritterstern möchte nicht allein leiden. Schliesslich musste sie das Zeug schon ganz allein wegwischen.
Ganz allein stimmt übrigens nicht. Die Piratin hat äußerst interessiert zugeguckt, wie eine schimpfende, leicht grünlich angelaufene und mit lustigem Turban dekorierte Frau Ritterstern auf dem Boden rumrutschte und nur darauf zu warten schien, von der Piratin überfallen zu werden. Die Zipfel vom Turbantuch waren aber auch zu verführerisch!!
Jetzt ziert ein dekorativer Kratzer quer über die
Backe Wange Frau Rittersterns Antlitz.
Hier noch mal im Detail. War ja klar, das Herr Flauschel nicht einfach nur so irgendwohin kotzt. Nee, rein in den Blumentopf (der jetzt draussen stinkt und friert) und in die Körbe hat er auch reingekotzt. Mistviech.
Übrigens gibt es mittlerweile auch "Henna intensiv rot". Das benutzt immer die Lieblings-Kollegin. Das hat Frau Ritterstern auch getestet. Und sieht jetzt, dank der praktischen Kurzhaar-Wuschel-Frisur ein wenig aus wie Pumuckl...