Donnerstag, 7. August 2008

Maler, 1-Euro-Jobber und andere Alltagsfreuden

Dienstag, 17 April 2007


Letzten Donnerstag hat uns der Maler heimgesucht. Um die Fenster von aussen zu streichen. Weil die Farbe abblättert.
Also hab ich am Mittwoch Abend alles vor den Fenstern weggeräumt: den Urwald an Grünpflanzen, Deko, meinen Schreibtisch…
Dazu muss ich sagen, mein Arbeitszimmer (-chen) ist knapp 9 qm groß, darin befinden sich noch etwa 9 Millionen Bücher, mehrere Zentner Wolle, Färbedrogen, Stoffe, Nähmaschine, Verpackungsmaterial, Seifensiedezubehör und Seifen, Bastelkram, mein Schreibtisch und darauf der Computer (wichtig: brauch ich zum Arbeiten!!!). Im Regal neben dem Schreibtisch befinden sich noch Drucker und Scanner. Den Drucker brauch ich auch.
Achja, und die Zimmertür geht nach innen auf, was den vorhandenen Raum noch etwas beengt.

Den Drucker hab ich also abgestöpselt, weil Kabel zu kurz, und den Schreibtisch provisorisch in die geräumige Zimmermitte gerückt, so das gerade noch so eben die Tür halb aufgeht und man sich auf den Stuhl quetschen kann. Dachte, das Provisorium müsste ich nur für 2 Tage erdulden. Am Donnerstag also hat der Herr Maler die Fenster ausggehängt (die äusseren, wir haben Doppelfenster. Nicht die üblichen, sondern tatsächlich zwei Fenster hintereinander.), zum Streichen mit nach unten genommen und versprochen, er bringt sie Freitag wieder.
Toll, dachte ich, dann putz ich dann noch schnell die Fenster, jetzt, wo man so gut drankommt, und dann kann ich meinen Schreibtisch wieder an seinen Platz rücken.

Der Freitag kam, der Maler nicht.
Warum weiß ich nicht.
Provisorium also übers Wochenende.
In der Zwischenzeit musste ich einige Päckchen packen. Ging nicht besonders gut, da ich ja nirgends richtig drankam. Freute mich auf Montag, da wollte ich dann Fenster putzen und Schreibtisch zurückräumen.
Der Montag kam, der Maler nicht.
Aber heute kam er. Und war sauer, weil er 5 Minuten vor der Tür warten musste, weil wir nicht mit ihm gerechnet hatten und noch nicht angezogen waren. Er hat übrigens heute erstmal die unteren Fenster fertig gemacht. Hab ihn gefragt, ob ich die Fenster oben auch mal wiederhaben könnte, von wegen improvisierter Arbeitsplatz und so. Die will er jetzt morgen bringen, und dann die Fenster von der anderen Seite (Küche, Schlafzimmer) mitnehmen. Gut, also noch ein Tag Provisorium. Und ab morgen wahrscheinlich erst mal keine Küchennutzung möglich, weil alles vorm Fenster weggeräumt ist. Hoffe, ich bekomm morgen mein Fenster. Ich vermisse es. Und den Platz in meinem Zimmer.

Mein Schwiegervater ist Vorsitzender in einem gemeinnützigen Verein. Dort gibt es viel zu tun, auch an den Häusern, die dem Verein gehören, z.B. auch am Rittergut, in dem wir wohnen. Deshalb haben sie eine 1-Euro-Kraft beantragt. Und bekommen. Anfang Februar stand sie ganz überraschend vor der Tür. Das Arbeitsamt hatte leider vergessen, Bescheid zu sagen. Eigentlich sollte die frühestens im März anfangen, weil da im Garten und in den Aussenbereichen so viel zu tun ist. Im Februar eher noch nicht so viel.
Jetzt laugt und schmirgelt sie seit Wochen alte Möbel ab. Bei uns im Hof. Ich kann von meinem Schreibtisch ihr bei der Arbeit zugucken. Sie soll sich ja nicht tot machen für den einen Euro, aber ich dachte immer, die wäre zum arbeiten hier. Das sieht sie wohl anders. Sie geht ungefähr 1 bis 2mal pro Stunde rauchen. Da sitzt sie dann so etwa 10 Minuten am Mühlbach, kann auch gerne mal mehr sein.
Hin und wieder kommt dann auch ihre Tochter vorbei, dann sitzen sie gerne auch mal 30 Minuten. Hab sie mal angesprochen, das die Pausenzeiten doch wohl etwas sehr ausgedehnt sind. Sie meinte aber, sie macht nicht viel Pause.
Das Grundstück des Ritterguts ist groß, und grenzt an Felder und Wiesen an. Und an den Mühlbach. Am Mühlbach ist eine Mühle. Und die haben einen Hund, der Tag-ein- Tag-aus in der Gegend rumstreunt. Und mal muss. Mit Vorliebe auf unserem Hof.
Deshalb haben wir im hinteren Hofbereich, dort, wo hinter der Mauer der Kompost ist, eine Tür eingebaut. Damit der Hund seine Häufchen künftig woanders macht.
Es reicht mir schon, das ich beim Buddeln im Garten dauernd auf die Hinterlassenschaften meiner Miezen stosse.
Die Tür ist durch einen einfachen Riegel zu verschliessen. Madam hat es aber nicht nötig, sie wenigstens nach Feierabend wieder zu-zumachen. Gestern stand die Tür wieder auf, und der Müller-Hund hat auch prompt die Gunst der Stunde genutzt.
Heute sprach ich sie auf die Tür und ihre ausgedehnten Rauchpausen am Mühlbach an, und bat sie, die Tür wieder zuzumachen. Hat sie doch glatt verweigert? Sie macht sie bei Feierabend zu. Hat sie gesagt. Aber nicht gemacht. Dafür hat der Hund schon wieder gemacht. Mitten auf den Hof. Mistvieh. Jetzt hol ich den Akkuschrauber und schraub die Tür zu. Soll die doch woanders rauchen. Ausserdem schmeisst die ihre Kippen immer in meinen Kompost. Ist schon ne Verbesserung, vorher hat sie sie einfach überall im Hof fallengelassen.



Heute Mittag hab ich mir fast einen Finger amputiert.
Beim Kräuterhacken.
Und mein Ritter hat sich beschwert, das der Salat so rötlich war.
Wir haben zwei große Messer, die sich hervorragend zum Kräuterhacken eignen. Eins gehört mir, ist qualitativ nicht so hochwertig und ziemlich stumpf. Das andere ist ein gutes Messer und gehört meinem Ritter. Es ist scharf. Sehr scharf. Ich hab die Messer verwechselt. Und meinen Finger mitgehackt, als die Mieze fast aus dem Fenster gefallen wäre weil draussen das Müllauto vorbeifuhr und sie gucken musste.


Ich färbe Wolle. Mit Naturfarben. Und versuche jetzt zum drittenmal, tibetisches Rot mit Cochenille und Krapp zu färben. Immer hab ich was Falsch gemacht.
Beim ersten Mal gab es ein wunderschönes, leuchtendes Rot, aber da hab ich nur pro Farbzug 100 Gramm Wolle gefärbt.
Beim zweiten Mal hab ich den Krapp in den Färbebeutel eingebunden. Krapp färbt aber nur richtig bei Kontaktfärbung, d.h. er muss lose in der Farbflotte schwimmen. So hab ich 2 kg sehr schöne, leuchtend pinkfarbene Wolle bekommen.
Diesmal hab ich schon bei der ersten Färbung den Farbbeutel mitverwendet. Mal sehn, ob das einen Unterschied macht. Eigentlich sollte die erste Färbung nämlich ohne Farbbeutel sein. Und die Nachbehandlung mit Alaun kam auch eine Stunde zu spät, weil Schwiegerpapa überraschend zum Plausch vorbeikam. Er hat mir ein Stellenangebot überbracht. Hoffe, das wird was!
Hier gibt es ein paar Bilder meiner Färbungen.

Jetzt muss ich ein neues Regenfass kaufen, das alte ist undicht. Die am Sonnabend aus dem Mühlbach gepumpten 500 Liter Wasser sind fast schon wieder ausgelaufen. Und zur Post, Päckchen wegbringen. Wenn der Maler unten Feierabend macht.

2 Kommentare:

Siggi hat gesagt…

Ich finde ja, es muss noch ein 1.-€ Jobber her, um die 1.-€Jobberin anzutreiben.
Und statt teurer E-Gitarren brauchst Du unbedingt eines dieser scharfen japanischen äußerst günstigen gefalteten und geschlagenen gehärteten und massierten Messer!
Und überhaupt, musst Du gar nicht arbeiten, oder ist bei euch schlechtes Wetter? Hast DU einen Schreib-Run? Ich hab ja gar nicht so viel Zeit, das alles zu lesen...

Mädchenkram hat gesagt…

na, das ist doch aus dem ARCHIV, werte Frau Sockenstrickerin!
Das sind doch die Eintrage aus dem ALTEN Tagebuch! Von vor einem Jahr!
Und überhaupt, gearbeitet hab ich heute schon. Zu Zeiten, wo andere noch selig schlummernd in der Heia lagen ;-)